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Fragen und Antworten

Sehr geehrte Frau Zink

Mein Mann (46 Jahre) arbeitet im Management einer mittelgrossen Firma. Er ist sehr ehrgeizig und gewissenhaft. Um auf seiner Position erfolgreich zu sein, arbeitete er fast Tag und Nacht und hatte kaum noch Zeit für mich und unsere Kinder, geschweige denn für seine Freunde oder Hobbys. Er wurde zunehmend gereizter und nervöser und vergass häufig Familientermine. Es kam öfters zum Streit zwischen uns, und auch die Kinder beschwerten sich, dass ihr Vater selten da sei und wenn er da wäre, dann „mäkere“ er nur. Ehrlich gesagt, wir waren froh, wenn er arbeiten war. Ich dachte daran, mich von ihm zu trennen. Im letzten halben Jahr schlief er sehr wenig und unruhig und ass sehr unregelmässig, dafür nahm der Alkoholkonsum zu. Er sagte, dann könne er besser abschalten. Die Freude und das Interes¬se an allem ging verloren. Früher war er ein sehr fröhlicher, begeisternder Mann, der Stim¬mung machen konnte und sehr unternehmungslustig war.

Schlussendlich war er völlig blockiert, konnte eines Morgens nicht mehr zur Arbeit gehen, obwohl eine wichtige Sitzung anstand, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und war innerlich völlig leer. Der Arzt sagte, er hätte ein Burnout und schrieb ihn krank. Er macht jetzt eine Therapie und nimmt Medikamente, aber ist immer noch sehr reduziert. Man liest immer wieder über Burnout, aber ich kann es nicht fassen, dass mein Mann, der so ein aktiver, vor Lebensfreude übersprudelnder Mann ist, ein Burnout hat. Wie kann ich ihn unterstützen?

F. H. aus B.

Liebe Frau H.

Burnout bedeutet wörtlich übersetzt „Ausgebranntsein“. Die Energie und Lebensfreude sind verbrannt. Wie bei einem Feuer ist es wichtig, dass nicht mehr verbrannt wird, als man an Brennstoff herbeischaffen kann. Was für das Feuer gilt, trifft auch für unser inneres Feuer zu. Im Fachchargon heisst dies, die „Live-Work-Balance“ ist unausgeglichen.

Sie schreiben, dass Ihr Mann sich nur noch auf die Arbeit konzentriert hat und das Privat¬leben vernachlässigt hat. Das brennt auf die Dauer aus. Es kommt zu depressions¬artigen Symptomen wie Gereiztheit, Lustlosigkeit, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Es gibt nicht einen bestimmten Typen, der besonders gefährdet ist, auszubrennen. Sehr gewissenhafte, ehrgeizige oder aufopfernde Personen sind jedoch mehr gefährdet. Auch von den Firmen-strukturen gibt es unterschiedliche Risiken. So können eher sehr stark strukturierte oder kaum strukturierte Firmen sowie leistungsbetonte aber wenig Anerkennung gebende Vorgesetzte oder Positionen mit viel Verantwortung jedoch ohne Handlungs-/Entscheidungs-befugnis das Risiko für ein Burnout erhöhen.

Was können Sie nun konkret tun, um Ihrem Mann zu helfen?
Die Live-Work-Balance muss wieder in ein besseres Gleichgewicht gebracht werden. Freizeit, Familie und Freunde, das eigene Wohlergehen muss stärkeres Gewicht erhalten. Burnout lässt sich auch als „Verlieren vom Sinn des eigenen Lebens“ beschreiben, der Bezug zu sich, seinen Werten und Planen, die Sinnhaftigkeit und Sinnenhaftigkeit gehen verloren. Diesen Sinn gilt es wieder zu entdecken. Dem eigenen Handel und Leben wieder Fülle zu geben, ist das Ziel. Sinnliche Fülle erhalten wir u.a. durch die bewusste Wahrnehmung mit unseren Sinnen. Bewusstes Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen aber auch bewusstes sich Bewegen können den verlorenen gegangen Bezug auf einem sehr einfachen und grundsätzlichen Niveau wieder herstellen. Gehen Sie z.B. mit Ihrem Mann regelmässig in der Natur spazieren. Die Bewegung und die bewusste Wahrnehmung regen die Sinne an und lässt Ihren Mann sich wieder lebendiger fühlen. Gemeinsam unterwegs sein, hilft auch die Entfremdung abbauen.

In der Therapie wird Ihr Mann die Hintergründe für seine Bereitschaft zu einem derart intensiven Arbeiten hinterfragen und gesündere Strukturen entwickeln. Manchmal kann es hilfreich sein, wenn Sie als Partnerin an einzelnen Sitzungen teilnehmen, besprechen Sie dies mit Ihrem Mann und dem Therapeuten. Reden Sie mit ihm auch über Ihre Ängste, Bedürfnisse und Wünsche ihm gegenüber und der Familie gegenüber. Klären Sie auch die gegenwärtigen Erwartungen und Kränkungen aus der Burnoutzeit.

Ein Teil der Therapie wird auch die Rückkehr auf den Arbeitsplatz sein und ein vernünftiges Arbeitsverhalten zu entwickeln. Es ist auch wichtig mit dem Arbeitgeber das Gespräch zu suchen und diese besseren Strukturen zu entwickeln.

Alles Gute

Cornelia Zink, Psychologin FSP
Psychologische Praxisgemeinschaft ANIMA SANA,
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