Fragen und Antworten
Sehr geehrte Frau Zink
Die Mutter von einem Freund meines Sohnes (13 Jahre) hat entdeckt, dass mein Sohn zusammen mit ihrem Sohn (11 Jahre) im Internet regelmässig pornographische Seiten angeschaut hat. Sie hat mir nun gesagt, dass mein Sohn krank sei und ihren Sohn zu „solchen Schweinereien“ verführe. Ich bin sehr verunsichert und frage Sie daher, ob ich meinen Sohn in eine Psychotherapie schicken soll
B. P. aus S.
Liebe Frau P.
Sie schreiben sehr wenig über Ihren Sohn, so dass es schwierig ist abzuschätzen, ob Ihr Sohn einen ungünstigen Weg auf seiner Entwicklung eingeschlagen hat und es sinnvoll ist, ihn deswegen in eine psychotherapeutische Behandlung zu schicken oder ob Ihr Sohn einfach in der Pubertät steckt und die elektronischen Medien in diesem Sinne benutzt. Diese Entdeckungen zusammen mit einem Freund zu machen, kann dann natürlich doppelt faszinierend sein und er hat einen gleichaltrigen Gesprächspartner. Es ist also wichtig zu wissen, wie sich Ihr Sohn sonst entwickelt und verhält. Dazu stellen sich folgende Fragen: Wie ist er sozial eingebettet? Wie geht es ihm in der Schule? Wie steht es bei Ihnen in der Familie? Hat er irgendwelche starken Auffälligkeiten? Welche Einstellung hat er gegenüber der Sexualität? Wie äussern sich z.B. die Lehrer zu Ihrem Sohn? Bemerken Sie irgend¬welche Besonderheiten bei ihm im Umgang mit Mädchen oder der Sexualität im allgemeinen?
Sollten Probleme oder Belastungen in mehreren Lebensbereichen bestehen, können Sie mit ihrem Sohn über eine allfällige Unterstützung durch eine Fachperson reden.
Wobei wir bei einem wichtigeren Thema sind: Reden mit dem Sohn. Es scheint mir jetzt wichtig, dass Sie mit Ihrem Sohn reden und ihn nicht wegschicken, damit er mit einer aussenstehenden Person redet. Sprechen Sie mit ihm zum einen darüber, warum er pornographische Seiten aufruft, um welche Art von Seiten es sich handelt und was er dabei empfindet. Das Thema Sexualität ist hierbei zentral, wobei es in erster Linie nicht darum geht, Wertungen einzubringen und die Sexseiten zu verunglimpfen. Hören Sie ihm zu, wie er seine sexuelle Entwicklung erlebt und was ihn dabei bewegt. Geben Sie ihm auch die Möglichkeit Ihnen oder Ihrem Mann Fragen zu stellen, die vielleicht auch sehr persönlicher und intimer Natur sein können. Bemühen Sie sich dabei um ehrliche Aussagen.
Es ist auch wichtig, dass Sie den Internetaktivitäten von Ihrem Sohn mehr Aufmerksamkeit schenken. Lassen Sie sich ruhig auch mal die Seiten zeigen, die er anschaut. Sollten auf den Seiten Inhalte gezeigt werden, die ein Geschlecht demütigen oder die mit Gewalt gekoppelt sind, geht es nicht nur um das Thema „Sexualität“ sondern um Macht in einer perversen Form. Dann ist ein Gespräch über die Unterschiede zwischen einer für beide Partner respektvollen Sexualität und einer einseitigen entwürdigenden, grenzverletzenden Form der Sexualität besonders wichtig. Grundsätzlich sollte man Kinder nicht sich alleine überlassen im Umgang mit Fernsehen oder Computer. Se sind eine wichtige Sozialisationsinstanz und vermitteln Werte, die nicht immer mit den eigenen Erziehungswerten übereinstimmen. Nicht zuletzt scheint mir auch noch ein Gespräch mit dem Freund ihres Sohnes und dessen Mutter wichtig zu sein, bei dem es um die Klärung bei Beziehung der beiden Kinder geht und auch was Sie als Eltern für Regeln im Umgang mit dem Computer festlegen.
Alles Gute
Cornelia Zink, Psychologin FSP
Psychologische Praxisgemeinschaft ANIMA SANA,
NEU: Dorfstrasse 49, 8805 Richterswil
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