Fragen und Antworten
Sehr geehrte Frau Zink
Im letzten Leserbrief haben Sie geantwortet, dass Konflikte wichtig sind und dass sie aktiv gelöst werden müssen. Wie soll das gehen?
R. O. aus R.
Lieber Herr R.
Ein Konflikt entsteht, wenn Denken, Vorstellen, Wahrnehmen und / oder Fühlen und /oder Wollen unvereinbar sind. Ein Konflikt ist zwischen verschiedenen Personen, sei es im Berufs- wie im Privatleben, aber man kann auch mit sich selbst uneins sein, d.h. einen inneren Konflikt haben.
Konflikte sind wichtig, weil sie lebendig halten. Sie zeigen Unterschiede auf und führen zu Diskussionen und Ideenaustausch. Nur dadurch ist eine Weiterentwicklung einer Gemeinschaft oder auch einer Person möglich. Durch das Bewusstwerden von Unterschieden nimmt man den anderen als eigenständige Person wahr und kann sich selbst und seine Haltung hinterfragen. So entsteht ein Selbst-Bewusstsein und auch innere Anregung und persönliche Weiterentwicklung. Die selbstverständliche Meinung oder Handlungsweise ist plötzlich nicht mehr so selbstverständlich sondern können erweitert oder geändert oder eben zu einer tieferen Überzeugtheit führen. Harmonie und völlige Einigkeit sind - so schön dies auch für uns sein mag – Zustände, die extrem stabil sind und letztendlich zu Erstarrung und Absterben führen. Der Dialog und die Reibung sind lebenswichtig.
Durch das Überwinden von Konflikten wird eine Gruppe zusammengeschweisst.
Konflikte und Krisensituationen, die ein Paar, eine Familie oder
eine Gruppe gemeinsam durchstehen und bewältigen, schaffen einen
starken Zusammenhalt.
Eine Einzelperson gewinnt durch einen überwundenen inneren Konflikt Reifung
und Identität.
Konflikte sind wichtig, sie müssen aber gelöst werden!!!
Ungelöste Konflikte dämpfen die Stimmung und beeinflussen die Leistung
negativ.
Folgende Verhaltensmassnahmen können in Konflikten nützlich sein:
- Nicht in einen blinden Aktionismus verfallen, sondern erst die Situation analysieren
- Eigene Emotionen kontrollieren
- Streit nicht sofort beseitigen und künstliche Harmonie schaffen, sondern zunächst die Situation analysieren
- Nach der Analyse Lösungsmöglichkeiten suchen.
Zur Analyse des Konfliktes helfen folgende Anhaltspunkte:
- Wer ist genau in den Konflikt verwickelt?
- Worum geht es eigentlich?
- Welche Ziele verfolgen die Beteiligten?
Im Gespräch sollten folgende Regeln beachtet werden:
- Ich-Botschaften benutzen, also in Ich-Form reden.
- Den Gesprächszweck nicht aus dem Blickfeld verlieren
- Die Aussagen des Gegenübers nicht gleich bewerten; zwischen Fakten und Interpretation trennen
- Auf die Reaktion des Gesprächpartners achten und ev. seine Äusserungen innerlich wiederholen, bevor man darauf antwortet. So werden dessen Argumente besser aufgenommen und vernünftiger verarbeitet.
Ich hoffe, dass Ihnen diese Informationen helfen, allfällige Konflikte positiv zu sehen und konstruktiv anzugehen.
Viel Erfolg
Cornelia Zink, Psychologin FSP
Psychologische Praxisgemeinschaft ANIMA SANA,
NEU: Dorfstrasse 49, 8805 Richterswil
044/ 780 05 25 oder
www.anima-sana.ch