Fragen und Antworten
Sehr geehrte Frau Zink
Ich werde wiederholt von Freunden auf eine störende Eigenschaft meines Mannes angesprochen, die, wenn ich ehrlich bin, mich auch stört. Obwohl ich mit ihm schon ein paar Mal darüber gesprochen habe und ihn gebeten habe, sich zu verändern, bleibt er dabei. Ich werde immer ärgerlicher. Es hat deswegen schon diverse Male Streit gegeben, und ich gehe zeitweise nicht mehr gerne mit meinem Mann in den Ausgang. Das darf und kann nicht die Lösung sein. Was soll ich tun?
M. B. aus Z.
Sehr geehrte Frau B.
Es gibt Verschiedenes, das Sie tun können.
Wichtig ist, dass Sie etwas tun, denn sonst breitet sich Ihr
Unwohlsein mehr und mehr aus. Aus den ersten Unstimmigkeiten wurden
bereits diverse Streitereien und nun entwickeln Sie eine Abneigung
gegen den gemeinsamen Ausgang. Also heisst es dringend und unbedingt
die Spannungen abzubauen, bevor sie sich noch mehr steigern.
In einem ersten Schritt bitten Sie doch die Freunde, die Sie auf das
störende Verhalten von Ihrem Mann ansprechen, es ihm direkt zu sagen.
So sind Sie aus der Sandwichposition Ehemann – Freunde heraus.
Ausserdem ist es ehrlicher, wenn die Kollegen ihre Empfindungen
Ihrem Mann direkt mitteilen und dadurch die Verantwortung für Ihre
Äusserungen selbst übernehmen. Ihr Mann wiederum weiss selbst, was
seine Freunde über ihn denken und sagen, weil es nicht mehr „hintenrum“
geht. Es steht ihm dann frei, zu entscheiden, wie er dem Feedback
der Freunde umgeht, und er kann bewusst die Konsequenzen für
Verhalten übernehmen z.B. wenn diese sich von ihm zurückziehen.
Sie beide werden zudem nicht mehr als unabgegrenzte Einheit von den
Freunden wahrgenommen, sondern als zwei einzelne Menschen, die eine
gemeinsame Ehe führen, und Sie müssen nicht Dritten gegenüber
die Verantwortung für Ihren Mann tragen.
Das zweite, das Sie tun können, ist sich selbst zu fragen, warum
genau Sie diese Eigenschaft von Ihrem Mann stört. Ja, er eckt damit
an, aber was genau stört Sie daran? Verletzt er eine interne Regel
von Ihnen, nimmt er sich eine Freiheit heraus, die Sie nicht haben
oder sich selbst nicht zugestehen können? Die anderen sind immer ein
Spiegel von uns selbst, und wenn wir auf eine Eigenart von ihnen mit
heftigen Gefühlen reagieren, hat dies immer etwas mit uns zu tun.
Insbesondere, wenn wir den anderen eine Eigenschaft abgewöhnen
wollen, unterdrücken wir diese in der Regel bei uns selbst. Und es
scheint vordergründig einfacher zu sein, den anderen zum Stoppen
dieses Verhaltens zu bringen, als uns mit uns selbst auszusöhnen.
Aber leider geht es nicht darum, den anderen zu nach unseren
Vorstellungen verändern, sondern dass wir mit uns selbst ins Reine
zu kommen. Da Sie eine Eigenschaft von ihm ablehnen, muss er Sie mit
einer ungeliebten, tabuisierten Seite von Ihnen selbst konfrontieren.
Entdecken Sie diese und suchen Sie für sich einen Weg, wie Sie mit
dieser Seite respektvoller und wertschätzender umgehen können, so
dass diese auch einen Platz in Ihrem Leben hat. Mit der Aussöhnung
mit sich selbst können Sie auch gelassener mit der unerwünschten
Eigenschaft von ihrem Mann umgehen. Es geht mir nicht darum zusagen,
dass Sie alles akzeptieren müssen, aber dass Sie Gelassenheit und
innere Ruhe im Umgang mit Konflikten haben und diese so
konstruktiver lösen können.
Viel Erfolg
Cornelia Zink, Psychologin FSP
Psychologische Praxisgemeinschaft ANIMA SANA,
Gerbestrasse 2, 8820 Wädenswil
044/ 780 05 25 oder
www.anima-sana.ch