ANIMA SANA
Psychologische
Praxisgemeinschaft
    Therapie
Beratung
Kurse

Fragen und Antworten

Sehr geehrte Frau Zink

Ich (59 Jahre) bin seit den Wechseljahren vor 5 Jahren völlig durcheinander. Vorher hatte ich Kleidergrösse 36, nun habe ich 15 Kilogramm zugenommen, hauptsächlich Wassereinlagerungen, fühle mich nun völlig hässlich. Ausserdem schlafe ich schlecht, habe Schweissausbrüche. Schlimmer als die körperlichen Beschwerden sind die psychischen, ich mag nichts mehr vertragen, komme rasch in den Stress, kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und habe Konzentrations- und Wortfindungsstörungen. Der Frauenarzt hat mir Hormontabletten verschrieben, aber mein Zustand ist nicht besser geworden. Ich denke, er nimmt mich nicht ernst. Ich habe keine Kinder und merke auch, dass ich etwas verpasst habe. Können Sie mir helfen?

N. F. aus Z.

Liebe Frau F.

Die Wechseljahre haben Ihr Leben tatsächlich stark verändert. Einerseits ist das weibliche Hormonsystem auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht und führt zu diversen vorübergehenden Veränderungen, wie Sie sie beschrieben. Aber da es schon 5 Jahre andauert, steckt vermutlich noch ein weiterer Prozess dahinter. Neben den körperlichen Veränderungen hat die Bedeutung, die wir den Wechseljahren geben, einen entscheidenden Einfluss auf deren Verlauf.

Ähnlich wie bei der ersten Monatsblutung zeigt der weibliche Körper unmissverständlich eine Reifung und damit verbunden auch einen neuen Lebensabschnitt an. Früher wurde das Leben der Frau in drei Phasen unterteilt: Mädchen – Frau/Mutter – reife Frau/Grossmutter, in Anlehnung an die Fruchtbarkeitsstadien. Mit diesen Phasen verbunden sind verschiedene gesellschaftliche Aufgaben, Rechte und Pflichten. In unserer Zeit werden diese Stadien deutlich weniger von einander abgegrenzt. Allerdings wird die Jugendlichkeit betont und das „Alter“ eher als Krankheit und Unattraktivität angesehen. Der Respekt vor dem Stadium „reife Frau“ ist heute weniger prägnant. Bedingt durch die Kleinfamilien kommt der „reifen Frau und Grossmutter (= grosse Mutter)“ heute eine weniger starke Bedeutung zu. Auch werden die unterschiedlichen Stadien im Berufsleben weniger stark abgegrenzt, die äusseren Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, gesellschaftliche Stellung , Aussehen etc. bleiben gleich. Die Reifung der Seele hat wenig Platz, auch die „Ehrung“ des Erreichten und die Verarbeitung der Veränderung. Wir geben ihr daher auch zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit, daher senden einzelne Körper sehr deutliche Signale zu ihrem Veränderungsprozess, um sich Gehör zu verschaffen.

Ich lade Sie daher ein, dass Sie sich mit den Wechseljahren auseinander zu setzen. Was bedeuten für Sie die Wechseljahre? Wovon gilt es Abschied zu nehmen? Zum Beispiel Familienpläne, Kinderwünsche, etc. Welche positiven Neuerungen haben Sie neben den zahlreichen Beschwerden erfahren? Wie steht es mit Erfahrung und Reifung oder Wohlstand?

Geben Sie sich Zeit, schauen Sie mehr auf die Bedürfnisse, die Ihnen der Körper signalisiert. Ein deutliches Bedürfnis ist sicherlich RUHE, denn Sie beschreiben sich als sehr aufgewühlt und stressanfällig. Planen Sie doch in absehbarer Zeit einen Urlaub oder ein verlängertes Wochenende als Wellness/Verwöhnungstage. Suchen Sie vielleicht auch das Gespräch mit andere Frauen in oder nach den Wechseljahren und tauschen Sie die Erfahrungen auf mit dem Focus auf den positiven Veränderungen.

Viel Erfolg

Cornelia Zink, Psychologin FSP
Psychologische Praxisgemeinschaft ANIMA SANA,
NEU: Dorfstrasse 49, 8805 Richterswil
044/ 780 05 25 oder www.anima-sana.ch